Dahingleiten auf der Rhône unter südfranzösischem Himmel

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Bei Ausflügen die Landschaften der Ardèche und Camargue kennenlernen, Aix-en-Provence, die Römerstädte Arles und Lyon und die mittelalterlichen Städte Viviers, Avignon und Pérouges

Äußerst angenehm ist es, das Hotel immer dabei zu haben – ohne Kofferpacken und Umziehen -, weshalb eine Kreuzfahrt jedem Genießer gefallen wird. Eine Flusskreuzfahrt bietet noch den Vorteil, dass man – auf dem Sonnendeck einen Drink süffelnd – die Landschaft an sich vorüberziehen lassen und zusehen kann, wie bei niedrigen Brücken – und es gibt nicht wenige davon – das Steuerhaus samt Kapitän gesenkt wird und wie das Schiff die engen Schleusen überwindet – auf der Rhône sind es 14 an der Zahl. Dabei ist die höchste von ganz Frankreich und misst 23,5 Meter.  

An Deck der Stella in der Schleuse Châteauneuf-du-Rhône. Insgesamt sind zwölf Schleusen zu überwinden, auch mal bei Nacht
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Hübsch angerichtet, der ganze Lachs auf dem Buffet der AROSA STELLA

„Route Rendez-Vous“ nennt sich die Flusskreuzfahrt auf der A-ROSA STELLA und lässt keine Wünsche offen. Leben wie Gott in Frankreich, hier trifft das Sprichwort wahrhaftig zu. Und die Rostocker Reederei organisiert alles von der Anreise nach Lyon bis zum Rückflug nach fünf grandiosen Tagen an Bord.
Der erste Nachmittag und Abend bleibt ganz dem Leben an Bord vorbehalten, man genießt seine Kabine mit dem französischen Balkon, das erste Buffet, das Auslaufen des Schiffs und den Welcome Drink mit Kapitän, Hotelmanager und den Offizieren.
Am zweiten Morgen sollte man ausgiebig frühstücken und das Mittagsbuffet ausfallen lassen, denn das Schiff macht in Viviers fest, einer mittelalterlichen Stadt, die als römisches „Vivarium“ gegründet wurde und ab dem 5. Jahrhundert Bischofsstadt war. Wer hindurchbummelt, fühlt sich in eben jenes Zeitalter versetzt, als ob die Zeit stehengeblieben wäre. Enge bucklige Pflastergassen führen hinauf zur Burgruine mit Ausblick über die alten Feldsteinhäuser und den quadratischen Kirchturm hinüber zum Hügel mit einer alles überragenden Madonna.

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Riesengarnelen in Knoblauch zum Sattessen

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Weinbergschnecken werden reichlich nachgeliefert

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Um 13.15 Uhr nämlich geht vom Schiff aus die Bustour durch die Ardèche los, und die will man ja nicht verpassen, wenn man sie denn gebucht hat. Unter dem Motto „Kalksandstein-Grotten und Lavendel“ geht es per Bus zur Magdalena-Grotte, die 1887 entdeckt wurde, eine von sieben Tropfsteinhöhlen, die in der Ardèche zu besichtigen sind. Insgesamt gibt es 200 Grotten. Sie ist von gewaltigen Ausmaßen und übertrifft an Schönheit alle, die ich bisher gesehen habe.   

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Eine Wahnsinns-Tropfsteinhöhle in der Ardèche

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Kalksandstein-Felsen am Ufer

Im Lavendel-Museum wird man aufgeklärt, dass der Lippenblütler aus Persien stammt, ihn aber auch die Ägypter benutzten zur Parfümierung, etwa der Wäsche, es drei Arten von Lavendel gibt, wie er destilliert wird, um die ätherischen Öle herauszuziehen, wozu die Öle dann verwendet werden können, etwa zur antiseptischen Wundheilung. Nicht mehr als Arznei gegen die Pest, das war einmal. Ein paar Tropfen aufs Kopfkissen sollen bei Schlafstörungen helfen, und die Bienen schaffen es, aus ihm Honig zu liefern.

Auf der Fahrt durch die Landschaft der Ardèche, was soviel heißt wie „ich brenne“ bei Sommertemperaturen von 40 Grad, begegnet man dem Judasbaum, der vor Scham rot angelaufen ist – er trägt rote Blüten -, dem Erdbeerbaum mit Blüten wie Maiglöckchen, der Steineiche, deren Früchte Eicheln gleichen,

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Fast immer sieht man die Flamingos mit dem Kopf im Wasser

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Ein Glücksfall!

Maulbeerbäume, über die der Guide Nathalie erzählt, in früheren Zeiten hätten Frau die Raupen der Wärme halber in ihrem Ausschnitt getragen, Ziegen und Schafen, viel Wein und eben Lavendel. Während man vor dem Bau der Panoramastraße die Schlucht der Ardèche mit ihren 300 Meter hohen Felsen nur per Kayak oder Kanu auf dem Wasser überwinden konnte, sind heute noch Abenteurer unterwegs – ab 14. Juli bis Mitte August sollen es an die 2.000 Kanus sein. Das Wasser hat 22 Grad, baden erlaubt. Am Pont d`Arc, einem natürlichen Bogen über den Fluss Ardèche dürfen alle aussteigen und ihre Kameras zücken. Es lohnt! Sieht man vor einem Bauernhaus drei Zypressen, bedeutet das, hier kann man essen, trinken und übernachten, bei zwei nur essen und trinken und bei einer nur trinken.

In der Nacht zum dritten Tag legt die STELLA in Arles an, einer der sehenswerten Städte der Provence und UNESCO-Welterbe, das man selbst entdecken muss. Als „kleines Rom Galliens“ verfügt Arles über zahlreiche Bauwerke aus der Zeit der Römer, ein großes, gut erhaltenes Amphitheater, die Alyscamps, das sind die elysischen Felder, vom römischen Zirkus steht nur noch der Obelisk.

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In der Camargue sind die schwarzen Camargue-Stiere und die braunen spanischen zu Hause

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Die weißen Pferde sind halbwilde. Dieses fühlte sich als richtiges Fotomodell

Arles ist aber auch die Stadt Vincent van Goghs. Er schuf dort zahlreiche seiner Werke. Plaketten im Bürgersteig zeichnen den Van-Gogh-Weg nach. Wo er seine Staffelei aufstellte, steht ein Schild mit einer Reproduktion des Gemäldes samt Info. Ach – und die Gypsy Boys sind in Arles geboren.
Die meisten Passagiere haben jedoch den Bus- oder Jeepausflug durch die Camargue gebucht. Wer hätte gedacht, dass dort Reis angebaut wird. Man sieht die Felder und hört von Nathalie, dass sogar Krebse im Brackwasser des von Kanälen durchzogenen Sumpfgebiets leben, die wiederum von den sich reichlich dort aufhaltenden rosa Flamingos gefressen werden, weshalb diese deren rote Farbe angenommen haben. Meist sieht man sie mit dem Kopf im Wasser. Im Winter fliegen die meisten bis auf etwa tausend gen Süden, weil dann das Futter knapp wird. Denn bei einem Gewicht von fünf Kilo muss jeder Flamingo am Tag 3,5 Kilo Krebse fressen.
Im Mai stehen die Reisfelder 20 Zentimeter unter Wasser, Mitte August blühen sie, und danach produziert jeder Stiel etwa 70 Körner. Man unterscheidet hier drei Sorten Reis, weißen, roten und schwarzen, der typisch für die Camargue ist und gern von Touristen, obwohl teuer, für die heimische Küche gekauft wird.  

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Strand, Strandpromenade und Jachthafen von Saintes-Maries

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Werbung einer Manade für Zimmer und Schwimmbad

Auffälliger als die Flamingos sind die braunen spanischen und die schwarzen Camargue-Stiere, die auf den Wiesen das „salicorne“, das salzhaltige Gras fressen, weshalb ihr Fleisch besonders würzig schmecken soll. Von „guardiens“, den Cowboys, werden sie in ihren Grenzen gehalten, was meint, die Herde gehört einem „manadier“, einem Farmer. Einige besitzen zudem die halbwilden weißen Pferde, alle mit einem Brandmal versehen, auf dass keine Verwechslung geschehen kann. Bei der Geburt sind die Pferde noch rot-schwarz, dann wechseln sie langsam ihre Farbe in ein Grau, und mit fünf Jahren tragen sie das schöne Weiß. Kuhreiher, weiße Vögel mit gelbem Schnabel, begleiten sie ständig. Sie picken nämlich die Insekten aus dem Fell, sind also recht nützlich für die Tiere. Jeder Manadier besitzt ein Hotel mit Pool und bietet Touristen „einen Camargue-Tag mit dem Manadier“.
Am Ende der Fahrt durch die Camargue erreicht der Bus den Mittelmeer-Badeort Saintes-Maries-de-la-Mer, der bekannt wurde durch die jährliche Zigeunerwallfahrt der Sinti und Roma am 24. und 25. Mai. Jeder hat etwas Zeit, um auf eigene Faust zu flanieren, am langen Sandstrand und auf den Einkaufsstraßen, bis es wieder zurück zum Schiff geht auf ein neues Mittags-Buffet.

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Im Restaurant der STELLA

Der Pool der STELLA auf dem Sonnendeck

Am Nachmittag ist Aix-en-Provence angesagt, die angeblich „schönste Stadt zum Leben“. Man könnte aber auch mal auf dem Schiff entspannen, sich im Spa massieren lassen, die Sauna nutzen  und zusehen, wie das Schiff in Arles um 14 Uhr ablegt und um 18 Uhr in Avignon anlegt. Wer nicht zu müde ist nach dem reichhaltigen Abendessen, könnte Avignon bei Nacht besichtigen. Er kann aber auch bis zum nächsten Tag warten und den Rundgang durch Avignon mit der Gruppe machen. Vom Schiff aus sieht man bereits die berühmte Brücke von Avignon. Noch vor der gewaltigen das mittelalterliche Zentrum einfassenden Stadtmauer mit ihren Türmen und mächtigen Toren muss zuerst die Brücke passend gewürdigt werden. Alle müssen einen Kreis bilden, sich an den Händen fassen, tanzen und singen, und keiner schämt sich: „Sur le pont d`Avignon, on y danse, on y danse … tous en rond …“

„Sur le pont d`Avignon, on y danse, on y danse…“
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Le Pont d`Avignon

Dann spazieren alle durch die viereinhalb Kilometer lange Befestigungsmauer, die die Päpste gegen räuberische Banden erbauen ließen, bis zum Palast der Päpste. War Rom nicht als Residenz des jeweiligen Papstes vorgesehen? Schon, aber zwischen 1335 und 1430 wechselten sich Päpste und Gegenpäpste in Avignon ab. 1309 siedelte sich der Papst Clemens V. hier an (avignonesisches Papsttum). Sechs weitere Päpste und fünf Gegenpäpste haben nach ihm in Avignon residiert. Wie das alles zusammenhängt, sollte man bei Wikipedia nachlesen.

Der Palast, von außen einer Festung gleichend, innen eher einem Schloss, gehört mit der Altstadt zum Weltkulturerbe.

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Beeindruckende Landschaften sind während der Fahrt und bei Ausflügen, hier in der Ardèche, zu sehen

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Der Papstpalast von Avignon

Am letzten Tag folgen noch zwei weitere Höhepunkte. Zuerst erwartet die Passagiere der STELLA die drittgrößte Stadt Frankreichs mit etwa 435.000 Einwohnern, Lyon. In Lyon fließen Rhône und Saône zusammen, weshalb man das neue architektonisch auffällige Museum dort „Musée des Confluences“ nennt, Museum der Zusammenflüsse. Der Bus bringt die Ausflügler zur auf dem Hügel Fourvière gelegene Basilika Notre-Dame de Fourvière, die jährlich zwei Millionen Neugierige und Kunstinteressierte sehen wollen. Schon von außen beeindruckend, erschlägt sie einen fast im Inneren, so reich mit Glasmosaiken ist sie bestückt. Man kann sich gar nicht satt sehen. Daneben ist der große „Kleine Eiffelturm“ beinahe ein Nichts.  

 

 

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Eines der Glasmosaiken in der Basilika Notre-Dame de Fourvière

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Die Basilika Notre-Dame de Fourvière in Lyon

Unter dem Motto „Lyon, Stadt der Seide“ und „Lyon bei Nacht“ besucht man neben der Basilika  auch die bemalten Hausfassaden, die einzigartig und mit berühmten Lyonern bestückt sind. 140 solcher Wandmalereien soll es geben, auf Französisch „La fresque des Lyonnais“. Der „Plan lumière“ beleuchtet Abend für Abend über 200 Sehenswürdigkeiten, wodurch abendliches Sich-Aufhalten in der über 2000 Jahre alten, von den Römern 43 v. Chr. als „Lugdunum“ gegründeten Stadt besonders eindrucksvoll ist. Auch wenn ein Löwe das Symbol von Lyon ist, hat er nichts mit dem Namen zu tun.
Man spaziert durch die zahlreichen „Durchgänge“  (Traboules) in die teils aus dem 16. Jahrhundert stammenden sehenswerten Innenhöfe. 50 von 300 solcher Durchgänge durch gelb-ockerfarbene Kalksteinhäuser sind der Öffentlichkeit zugänglich. Damit macht man, wozu die Franzosen „trabouler“ sagen. Und man erfährt – sieht man die Masse nicht schon mit eigenen Augen -, dass Lyon auch eine Gourmet-Stadt ist. 3882 Restaurants soll es geben, 18 davon sind Sterne-Restaurants, weshalb auch Paul Bocuse auf einem der Freskos verewigt wurde. Die kleinen Wirtshäuser, Bouchons (Korken) geheißen, sind Teil des gastronomischen Kulturerbes der Region. Wurstwaren und Innereien, für die Lyon bekannt ist, bilden die Grundlage der Küche, dennoch hat jedes Restaurant seine eigene Spezialität.

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Der „Kleine Eiffelturm“ von Lyon

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In einem der Durchgänge in Lyon

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der Stadtteil Croix Rousse war im 17. und 18. Jahrhundert Heimat der in ganz Frankreich berühmten Seidenherstellung. Und auch heute kann man hier eine Seidenweberei besichtigen.

Eines der Fresken an den Fassaden Lyons
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Eines der Fresken an den Fassaden Lyons

2016 wurde Lyon zum besten europäischen Reiseziel für Wochenendtrips und Kurzreisen gewählt. Die Stadt konnte sich dabei gegen Berlin, Lissabon, London oder Madrid durchsetzen.

 

 

Am Nachmittag desselben Tages dürfen wir durch eines der „schönsten Dörfer Frankreichs“ schlendern, Pérouges, etwa 30 Kilometer nordöstlich von Lyon. Man kommt in eine andere Welt, weit zurück in die Vergangenheit, die einem solche Örtchen vergegenwärtigen. Kopfsteinpflaster, Feldsteinhäuser, pures Mittelalter.

Pérouges, eine Stadt aus Stein par excellence – einschließlich ihrer Pflastergassen
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Hier liegt das für Pérouges typische Gebäck Galette aus

 

Man achte auch auf die Schornsteine, sie sind durchweg mit Mustern versehen. Es gibt heute keine Winzer mehr und keine Weber mehr, statt dessen viele Hotels und Restaurants, sogar einen drei-Sterne-Koch, woran deutlich zu erkennen ist: Pérouges ist eine Touristenattraktion geworden. Wen wundert`s. Eine Spezialität sind die Galettes, ein Zuckergebäck, das von einem Rezept aus dem Jahre 1912 rührt. Jeder verkostet ein Stück dieses für Pérouges typischen Gebäcks.

 

Nach der Rückkehr in die Heimat sollte man sich noch einmal „Die drei Musketiere“ und „Fanfan, der Husar“ angucken und prüfen, ob man Pérouges darin wieder erkennt, denn diese Filme wurden dort vor Ort gedreht.

Fotos Elke Backert

 

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